Nitrate bedrohen unser Trinkwasser

Mit der Gülle fing das Elend an

 

Eine unendliche Nitratgeschichte. Seit Jahrzehnten streiten sich Wissenschaftler, Politiker Und Bauern über eine bedarfsgerechte Düngung mit Gülle. Dieses Problem hat es zuvor mit dem sog. Festmist aus Ställen nicht gegeben und kam erst mit dem staatlich geförderten Umbau auf Stallhaltung mit Güllekeller. Und obgleich die Nitratprobleme mit dem Grundwasser schon frühzeitig bekannt waren, hat es die gekaufte Agrarpolitik immer wieder geschafft, bedarfsgerechtere Düngevorgaben zu blockieren.

 

Die Bundesrepublik hat solange auf diesem Gebiet herum geeiert, bis die EU in 2015 mit saftigen Strafzahlungen drohte. Eine Maßnahme war, in den Gebieten, wo die Nitratwerte schon besonders hoch waren, diese als sog. Rote Gebiete einzustufen. Hier ist die Düngermenge um 20 Prozent zu reduzieren. Als dann die landwirtschaftlichen Verbände dagegen Widerspruch einlegten, ging der Schuss nach hinten los. Der Anteil der roten Gebiete hat sich auf ganze 32 Prozent erhöht. Und jetzt streiten sich alle Beteiligte darüber, ob überhaupt richtig gemessen wird.

 

Zugegeben, dass mit den Roten Gebieten habe ich nie so richtig verstanden, da die Ackerflächen, die neben  den Weideflächen liegen, doch die Hauptverursacher sind. Vor allem der Maisanbau für Biogasanlagen bereitet den Wasserwerken immer wieder Probleme. Zudem bin ich verwundert, warum viele Rote Gebiete sich in den  Wassereinzugsgebieten befinden? Gerade in diesen Zonen galten schon immer strengere Auflagen. Das gilt für die Roten Zonen in Westoverledingen um Collinghorst herum, des weiteren in Hesel-Hasselt und auch in Klein Horsten.

August 2023

 

 

Holländische Bauern in Not

Die Regierung in Den Haag macht jetzt  ernst in der Düngepolitik. Denn, so Christianne van der Wal, niederländische Ministerium für Natur und Stickstoff, „Wir haben keine Wahl. Die Natur kann nicht mehr warten.“ Zum Hintergrund: Die Koalition von Premier Rutte hat entschieden, den Stickstoff-Eintrag bei Naturgebieten um 50 % zu reduzieren. Um das zu erreichen sollen rd. 3.000 Höfe, die in der Nähe von bedrohten Naturgebieten liegen, zum Verkauf bewegt werden oder ihren Viehbestand drastisch reduzieren. Hintergrund: Gerade in den geschützten Natura 2000-Gebieten setzt die intensive Viehzucht zu viel  Stickstoff mit dramatischen Folgen für die Biodiversität frei.

Juli 2023

 

Nitratproblematik in Deutschland ein Dauerthema

 

Auch in Deutschland wird gerade in Regionen mit hoher Viehdichte das Grundwasser noch oftnals zu sehr mit Nitraten belastet. Ein kleiner Lichtblick ist, dass sich der Anteil der Grundwasserkörper, die in einem schlechten Zustand sind,  in den letzten Jahren von 26  Prozent auf 22 Prozent verringert hat. Das Thema ist damit noch nicht durch. Laut dem Umweltbundesamt hat sich der Anteil der Messstellen, wo der Nitratgrenzwert von 50 Milligramm je Liter überschritten wird, bundesweit von 36,7 Prozent (2008) auf zumindest 32,9 Prozent (2021)  verringert. Immerhin! Aber seien wir fair. Seitens der Politik und Konzerne sind die Landwirte auch regelrecht in diese Nitratproblematik  gedrängt worden. Der Staat hat hier immer die Richtung vorgegeben – immer mehr und billiger.  Und vor allem nur noch eine Stallhaltung mit Güllekeller gefördert hat.

Juli 2023  

Nitrate auf Ackerflächen mit Maisanbau

 

Natürlich müssen in der Landwirtschaft die Pflanzen auf den Felder gedüngt werden. Aber es muss bedarfsgerecht erfolgen. Da Deutschland die Nitratrichtlinie seit 25 nicht umsetzt, hat die EU-Kommission angesichts der steigenden Nitratwerte in 2016 die Bremse gezogen hat

Aber es gibt Unterschiede in der Nutzung. Nach einer BUND-Studie „Nitrat im Trinkwasser" aus Februar 2019 ist Grünland mit 8,6 Prozent weit aus weniger belastet als Ackerflächen mit einem Anteil von rd. 33 Prozent. Das ist insbesondere auf den Maisanbau als Futter- und Energiepflanze für Biogasanlagen zurückzuführen. Die Biogasanlagen nutzen nicht nur Gülle und Mais für die Energieerzeugung, sie geben auch Gärreste an die Landwirte wieder ab.

Erste Änderung kam in 2018 sehr spät, da erst ab diesem Zeitpunkt die Düngung mit Gärresten genau wie bei Gülle 170 kg Stickstoff je Hektar nicht überschreiten darf.

Oftmals haben die Biogasanlagen das Problem, ausreichende Flächen für die Gärreste zu finden. Warum,  fragte der VSR-Gewässerschutz e.V. in einem Rundbrief in Februar 2017, müssen ab 2018 die großen  landwirtschaftlichen  Betriebe eine Nährstoffbilanz aufstellen und die gewerblichen Biogasanlagen nicht?

Zur Klarstelung: Eine Nährstoffbilanz haben die Biogasanlagenbetreiber nur dann zu erstellen, wenn sie Gülle aus einem landwirtschaftlichen Betrieb verarbeiten und Gärreste wieder abgeben. Reine NAWARO-Anlagen waren zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen.   Ob es heute noch so ist wird noch geklärt.

 

 

Rheiderland: Statt Rote Gebiete eine Mäuseplage

 

Am 18. Februar fand in Jemgum eine Veranstaltung zu den Themen „Nitrat im Grundwasser“ und „Rote Gebiete“ statt. Obgleich im Rheiderland keine Roten Gebiete liegen, war die Veranstaltung dennoch sehr gut besucht.

Die Rheiderländer Bauern haben es derzeit nicht einfach, da neben den Gänsen jetzt auch die Mäuse den Kühen das Gras von der Weide fressen.

Daher haben die Bauern, so Arnold Venema, Landwirt im Rheiderland im Frühjahr keine Zeit,  kurz vor einer Neuansaat noch lange Anträge zu stellen.  Aber um einen vierseitigen Antrag mit einer Fotodokumentation, so ist jetzt zu hören, kommen die Landwirte wohl nicht umherum. Hier hätte sich auch der Landwirt Klaus Borde, Leeraner LHV-Kreisvorsitzende weitaus weniger Verwaltungsaufwand gewünscht und ist darüber sehr enttäuscht.  

Andreas Roskam von der NLWKN erläuterte in seinem Vortrag, dass in Ostfriesland jedes Jahr aus 271 Förderbrunnen rd. 55 Mill. cbm Wasser gewonnen werden. Die Qualität des Wassers werde dabei insbesondere auf die Parameter Nitrat- und Salzgehalte streng überwacht. In Ostfriesland gäbe es dafür eine Vielzahl von unterschiedlichen Messstellen. Aufgrund eines Wenzel Erlasses aus 2016 stehen insbesondere 8 Messstellen mit Nitratwerten über 50 mg/l im Vordergrund. Der sog. Wenzel-Erlass beruht auf eine Klage der EU-Kommission aus April 2015, da die Bundesrepublik Deutschland  ihre Pflicht zur Umsetzung der Nitratrichtlinie nicht ausreichend nachgekommen war. Auch Niedersachsen war mit hohen Nitratwerten im Grundwasser nicht unbeteilugt !

Angesichts der steigenden Nitratwerte ab 2011 erklärte Andreas Roskam, dass diese auch auf die Förderung von Biogasanlagen zurückzuführen sei. Denn mit dem Boom für Biogasanlagen gingen zugleich viele Stilllegungsflächen verloren und der Druck auf den Flächenmarkt führte zu einer intensiveren Nutzung der Flächen.

Meine Frage, aus welcher Tiefe die an die EU gemeldeten Nitratwerte kommen,  gab Roskam diese mit 7 bis 10 m an.  Rund 18 % aller Messstellen weisen höhere Nitratwerte auf, die auch in der Grafik (siehe weiter unten) erfasst werden. Alle Messstellen ohne Nitratwerte bleiben dabei unberücksichtigt, was für einige Landwirte etwas überraschend war. Aber, so Roskam, wo keine Nitrate gemessen werden, ist natürlich auch keine Verlaufskurve darstellbar.

 

Zusammenfassend habe ich mich zum Schluss dahingehend geäußert, dass für mich eine Festlegung von Roten Gebieten mit Düngeeinschränkungen nicht zielführend ist.  Erhöhte Nitratwerte treten in der Regel nicht unter Weide- sondern zumeist unter Ackerflächen, insbesondere mit Maisanbau, auf. Entscheidend ist, nicht wo sondern was auf den einzelnen Feldern angebaut wird.  Gräser auf Weideflächen können den Stickstoff weitaus besser aufnehmen als im Vergleich die Maispflanze auf Ackerflächen. Daher ist es auch nicht überraschend, dass es im Rheiderland mit seinen zahlreichen Weideflächen keine Roten Gebiete gibt.

 

22.2.2020: Die EU-Kommission und die Bundesregierung haben sich auf schärfere Düngevorgaben geeinigt. Mögliche Strafzahlungen stehen noch im Raum, da die Länder im Bundesrat am 3. April noch zustimmen müssen !

 

 

 

Landwirt Venema warnt vor zuviel Bürokratie                        Andreas Roskam vom NLWKN        Hermann Grupe und Klaus Borde (rechts im Bild)  

 

Nitrate im Trinkwasser – und die Rolle der Biogasanlagen ?

 

Derzeit demonstrieren viele Landwirte  gegen neue Düngevorschriften, die Deutschland auf Druck der EU nun panikartig umsetzen muss.   Danach darf zukünftig auf ausgewiesenen Gebieten (39 % der Landesfläche)  rd. 20 Prozent weniger gedüngt werden. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht noch weiter und fordert für Maisflächen eine Düngereduzierung um 30 %. Und sie wünscht sich eine Umkehr der Beweislast, so dass nicht die Behörde die Einhaltung der neuen Regelungen nachweisen muss.

Verwunderlich für mich ist, dass nur Landwirte als Verursacher am Pranger stehen und z.B. die Biogasanlagenbetreiber kaum erwähnt werden.

 

 

Nitratprobleme sind Gülleprobleme

 

Seitdem die Landwirtschaft ihre Felder mit flüssiger Gülle düngt haben wir ein  Nitratproblem. Bis 1982 war es aber bundesweit gelungen, mit Hilfe strengerer Düngesetze die Nitratwerte im Grundwasser wieder zu senken. In 1984 habe ich in einer Diplomarbeit den Einfluss der Düngung auf die Nitratgehalte in Gewässern untersucht. Zum Vergleich wurden die Nitratwerte eines  Wasserwerkes in Holdorf und in Hesel-Hasselt ausgewertet. Im Wasserwerk Hesel-Hasselt lagen die Nitratwerte zwischen 1968 bis 1983 noch unter 0,6 mg/l. Auffallend hoch dagegen lagen die Nitratwerte in Holdorf. Zwischen 1968 und 1983 kletterte hier der Nitratanteil von  rd. 7 mg/l  auf rd. 35  mg/l .                                                                                                                                                                Ursache waren u.a. die hohe Viehdichte und der vermehrte Maisanbau.

Wasserwerk Hesel-Hasselt 1985

 

Die Ölscheichs der Zukunft

 

Mit der EEG Novelle 2004, als die Grünen die NAWARO-Bonuszahlungen  für nachwachsende Rohstoffe durchgesetzt hatten, stiegen die Nitratwerte aufgrund eines neuen Biogasboom wieder  kräftig in die Höhe. Das EEG 2009  mit seinem Güllebonus und einer Garantievergütung für 20 Jahre beschleunigte wieder den Bau weiterer Biogasanlagen.

Die Biogasanlagen wurden in der Politik gar als Symbol für eine Energiewende angesehen. Die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast bezeichnete die Landwirte schon als die „Ölscheichs der Zukunft".

 Aber die Biogasanlagen und der massive Maisanbau zeigen auch ihre Schattenseiten:

 Bisherige Stilllegungsflächen wurden aktiviert, viel Grünland wurde in Ackerland umgebrochen,   die  Pachtpreise für Ländereien erhöhten sich, Monokulturen bewirkten einen Rückgang der Artenvielfalt, die Nitratwerte steigen stetig an usw.

 

 

Bauernland gehört in Bauernhand

Ein neues Problem ist, dass außerlandwirtschaftliche Investoren beginnen, den Bauern die Ackerflächen vor der Nase wegzukaufen. Ab 2010 bis heute haben sich die Landpreise in Ostfriesland nahezu verdoppelt. Hier ist auch die Politik als „Verursacher“ gefordert, denn Bauernland gehört in Bauernhand.  Steigende Landpreise gepaart mit einem niedrigen Milchpreis treiben noch mehr Landwirte in den Ruin. Zudem werden die Bauern gezwungen,  je weniger Land  sie haben, die verbliebenen Flächen noch intensiver zu bewirtschaften.   

Aber auch eine EEG Novelle in 2012 konnte den Trend nicht stoppen. Gab es in Niedersachsen 2001 noch rd. 185, 2004: rd 400, 2009: rd 870 waren es in 2012 schon über 1.480 Biogasanlagen.

In April 2012 wurden beispielsweise in Potshausen immer mehr Gülletankfahrzeuge aus Cloppenburg gesichtet. Die Landwirtschaftskammer erklärte auf eine Anfrage der Ostfriesen Zeitung (OZ), dass bei industriellen Mastbetrieben – anders als in der Milchwirtschaft – die Zahl der Tiere sich nicht nach den, zur Verfügung stehenden Gülleflächen richtet.  Da mittlerweile ein Viertel des Grundwassers mit zu hohen Nitratwerten belastet sind, fordert jetzt das Umweltbundesamt und die EU ein schnelles Umdenken.

 

Rote Gebiete und Grünlandumbruch

Die Biogasdichte bzw. der Flächenbedarf  ist u.a. im angrenzenden Landkreis  Cloppenburg sehr stark angestiegen. Schon in 2016 wurden dort auf rd. 18 Prozent der landwirtschaftlich  genutzten Flächen Mais für Biogasanlagen angebaut. Im LK Leer waren es zu der Zeit lediglich 2 Prozent.  

Der Maisanbau führte dazu, dass in Gebieten mit hoher Biogas- und Viehdichte bis zu 50 Prozent der landwirtschaftlich für Silomais und Energiemais genutzt werden.

Verstärkt wird das ganze Problem noch durch sandige Bodenverhältnisse, so dass Nitrate schneller in tiefere Bodenschichten gelangen können. 

 Verteilung der Biogasanlagen in 2016: LK Emsland: 173 , LK Cloppenburg: 118, LK Ammerland: 27, LK Friesland: 21, LK Aurich: 27 - Schlusslicht ist Landkreis Leer mit 

 14 Anlagen.

Zu den roten Gebieten, wo demnächst strengere Düngeregeln gelten,  gehören auch Teile des Einzugsgebietes von Leda und Jümme.  Hier wurden im Vergleich viele Grünlandflächen in Ackerflächen umgewandelt. Allein zwischen 1995 und 2010 erhöhte sich in diesem Gebiet die Silomaisanbaufläche um 20 bis 25 Prozent.

In 2016 gab es in Niedersachsen über 1.600 Biogasanlagen.  Im gleichen Zeitraum (ab 2001) halbierte sich die Zahl der Milchbetriebe in Niedersachsen auf rd. 9.000 Höfe. Ein Grund ist sicherlich auch, dass Weideland immer teurer und die Milch immer billiger wurde.

 

Warum hohe Nitratwerte in Wassereinzugsgebieten?

Angesichts der steigenden Maisflächen kritisierte auch der damalige, grüne  Landwirtschaftsminister Christian Meyer in 2017 die Entwicklung, weil es ökologisch nicht mehr zu vertreten ist.

Und auch die Wasserwerke fordern längs ein Umdenken. Sollten Nitrate im Trinkwasser sein, müssten ihre Wasserkunden für die Reinigung einen doppelten Wasserpreis zahlen.

Ein Nachteil ist, dass die Maispflanze zwar sehr viel Gülle verträgt aber auch bei  sachgemäßer Düngung weitaus weniger Stickstoffe binden kann als z.B. die Gräser auf  Weideflächen. Es ist verständlich, dass die örtlichen Wasserwerksbetreiber über die Förderpolitik für Biogasanlagen alles andere als erfreut sind. 

 Verwundert bin ich darüber, dass aktuell gerade in Wasserschutzgebieten viele rote Zonen mit hohen Nitratwerten liegen. Eigentlich sollten hier doch immer schon auf eine dosierte Ausbringung von Gülle geachtet werden! Oder liegt es vielleicht daran, weil nur hier gemessen wird? Wie mag es dann wohl in den anderen Gebieten aussehen?  Wenn im Straßenverkehr eine Geschwindigkeitsüberschreitung immer nur an einer bestimmten Straße festgestellt wird, heißt es nicht, dass auf den anderen Straßen vorschriftsmäßiger gefahren wird.

 

Der Deutsche Bauernverband und seine lange Blockadehaltung

Der Deutsche Bauernverband hat jahrelang alle Vorschläge für eine nachhaltige Landwirtschaft blockiert. Diese Blockadepolitik rächt sich jetzt, da eine gesellschaftliche Wandlung in Richtung einer umweltbewussten Politik stattgefunden hat. Auch die millionenschwere Lobbyarbeit der Konzerne werden diesen Trend kaum aufhalten können. Selbst die Bundesministerin Glöckner ermahnte  den Bauernverband, sie hätten doch selbst mit ihrer Haltung zum aktuellem Problem beigetragen.

 Für die Aussage des Bauernpräsidenten Joachim Rukwied, der  jetzt "Großen Unmut über die Politik" äußert, habe ich absolut kein Verständnis. Seine Blockadepolitik und Einsatz für die Großbetriebe hat die kleinen Höfe reihenweise in den Ruin getrieben. Der DBV-Präsident Joachim Rukwied besetzt lt. NABU mindestens 18 wichtige Positionen vor allem in der Agrar- und Finanzwirtschaft und zahlreichen Verbänden, darunter in den Aufsichtsräten der BayWa AG, Südzucker AG sowie der R+V Allgemeine Versicherung AG.

 

Angesichts der Nitratproblematik und Rückgang der Artenvielfalt ist jetzt eine Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft mit fairen Preisen mehr als überfällig. Auch die jüngsten Umfragen zeigen deutlich, dass sowohl Bürger als auch viele Landwirte, ein weiter so auf Kosten der Natur nicht mehr wollen.

ABER wir müssen auch bereit sein, die Landwirte für eine naturnahe Bewirtschaftung und gesündere Produkte zu bezahlen.

 

 

Die Politik muss schneller reagieren

 

Warum unsere Politik trotz jahrzehntelanger Warnhinweise von Fachleuten und Umweltverbänden erst jetzt und auf massiven Druck aus Brüssel reagiert,  ist einfach unverständlich. Über viele Jahre werden Düngevorschriften nur scheibchenweise verändert anstatt frühzeitig eine durchgreifende Entscheidung zu treffen.Eine Ursache der Nitratbelastung ist, dass die Schere zwischen den vorhandenen Tierbeständen und landwirtschaftlichen Flächen immer größer wird. Und was hindert eigentlich unsere Politiker daran, öffentliche Gelder nur für öffentliche Belange auszugeben und eine naturnahe Landwirtschaft zu fördern? Am Ende zahlt wieder der Steuerzahler und nicht der Investor für die Umweltschäden. 

Anstatt eine Weideprämie zu zahlen finanziert die Landwirtschaftsministerin in Niedersachsen lieber noch mehr Lagerräume für Gülle. Besser wäre es doch, in Gebieten mit intensiver Viehhaltung die Tierzahlen den zur Verfügung stehenden Flächen anzupassen. Aber Niedersachsen fordert jetzt von der Landwirtschaftsministerin Glöckner, endlich ein Tierwohllabel einzuführen.

Es ist richtig, dass in der Politik alle Optionen ausführlich diskutiert werden. Aber die Dauer, bis ein Gesetz als Entwurf vorliegt,  den Bundestag und dann die einzelnen Bundesländer passiert hat um dann irgendwann durch die zuständigen Fachämter umgesetzt zu werden,  ist im digitalen Zeitalter nicht mehr zeitgemäß. Ob bei der Umsetzung der Nitratrichtlinie oder auch  bei der Digitalisierung - Deutschland bildet in Europa das  Schlusslicht. 

Oder als Beispiel die Elektrofahrzeuge, die auf Kosten der Steuerzahler auf den Markt gedrängt werden sollen. Batterien werden in Europa so gut wie gar nicht hergestellt. Die deutsche Windkraft- und Solarindustrie als Energielieferant mit Ökostrom an die Wand gefahren. So schafft man weder Vertrauen und Ansehen in der Bevölkerung. Hinzukommt, dass die Parteien viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.

 

Die Grünen zeigen wie es geht.

Mit einem guten und geschlossenen Führungskreis gepaart mit aktuellen Umweltthemen ist die Partei bestens aufgestellt.  Da die Jugend heute themenbezogen und nicht Parteien wählt, ist noch ein weitere Pluspunkt. Als Sozi kann ich sie nur beneiden, wünsche ihnen natürlich auch viel Erfolg bei der Lösung von Umweltproblemen.

Unsere Überproduktion in den Tierfabriken rufen aber auch ein globales Problem hervor. Ohne importierte  Futtermittel wie Soja aus ärmeren Ländern wäre die Produktion von billigen Fleischprodukten hierzulande gar nicht möglich. Leider sind aber die importierten Nährstofftransporte einseitig und in Südamerika nur durch neue Anbauflächen möglich. Anbauflächen die durch Brandrodungen in den Regenwäldern gewonnen werden. Die Folgen werden wir auch hier zu spüren bekommen. Dank der Österreicher, nicht Deutschland, wurde das Mercosur-Handelsabkommen abgelehnt.

 

Ostfriesland sollte sich einen eigenen Weg suchen !

Betrachtet man in Ostfriesland die Tierbestände und die Zahl der Biogasanlagen dürfte es eigentlich hierzulande,  im Gegensatz zu den angrenzenden, südlich gelegenen Landkreisen keine Überdüngungen und Nitratauswaschungen geben. Aber Vorsicht. Die Gefahr ist groß, dass importierte Güllemengen aus diesen Regionen mit hoher Vieh- und Biogasdichte auch hier  das Grundwasser verunreinigen. Erfeulich ist die Entwicklung der landwirtschaftlichen Öko-Betriebe in Niedersachsen. Zwischen 2014 und 2018 ist die Zahl der Biobetriebe von 1.400 auf 1.950 Höfe angestiegen. 

Super würde ich es finden, wenn ostfriesiche Produkte mit einem eigenem Markenzeichen auf den Markt angeboten werden. Auf allen Produkten wird informiert, wie sie hergestellt werden (ausführliches Tierwohllabel). Ostfriesland als Name ist bekannt.

Das wäre marketingtechnisch doch sicherlich ein großer Gewinn für die Bauern, Verbraucher und für die Natur. 

 

Mit Gülle fingen die Probleme an

 

Weide- und Ackerbauflächen sind die entscheidenden Produktionsfaktoren eines landwirtschaftlichen Betriebes. Aber ihr Angebot ist flächenmäßig begrenzt und jeder Quadratmeter Boden kann nur eine bestimmte Menge an Dünger aufnehmen.

Seit Jahren berichten die Medien, dass zu hohe Nitratwerte unser Trinkwasser gefährden. Gerade in Gebieten mit großen Mastbetrieben wie in Südoldenburg und im Emsland ein großes Umweltproblem. Viele Betriebe besitzen hohe Tierbestände aber keine eigenen Flächen, auf die sie die anfallende Gülle ausbringen können.

Bis 1980 war es noch üblich, das die Tiere in den Wintermonaten in den Ställlen angebunden wurden.  Der anfallenden Kuhmist musste täglich mit einer Schubbkarre nach draußen auf einen Misthaufen befördert werden. Dieser Misthaufen war für den Bauern ein wertvoller Dünger auf alle Acker- und Weideflächen. Dann förderte der Staat den Bau von neuen Laufställen, in denen die Tiere sich frei bewegen können. Das entmisten der Ställe entfiel, da der Kuhmist durch Spalten in den Güllekeller abfließt. Auch in meiner Heimat bezweifelten einige Landwirte diesen Fortschritt, da die flüssige Gülle schlecht zu verteilen ist.  Zuvor bestand der mit Einstreu vermischte Mist noch aus einer relativ festen Masse.

Mit dem Bau der neuen Stallanlagen und Wegfall der Anbindehaltung konnten die finanzstarken Bauern ihre Tierbeständeeinfach schnell erhöhen. Ein Nachteil ist und bleibt bis heute die Gülleausbringung

 

 

Die gezielte Förderung und Bau von Güllekellern halte ich nach wie vor aus Umweltschutzgründen für eine schlechte Entscheidung. Auch den meisten Landwirten war von Anfang an klar, dass die Verteilung von Dünger in flüssiger Form gegenüber Stallmist in festerer Form auch Nachteile mit sich bringt. Ein Nachteil ist die beim Ausbringen der Gülle hohe  Geruchs- und Staubbelastung un die in der Luft freigesetzten Ammoniaksalze.

Die größte Gefahr ist bis heute, dass bei einer Überdüngung zuviel Nitrate in die Gewässer abfließt. Diese Auswaschungen sind besonders groß, wenn die Gülle auf nassen und  frostigen Böden verteilt wird.

Im Rahmen meiner Diplomarbeit in 1983 habe ich mal den Einfluss der Düngung auf die Nitratgehalte im Grundwasser und in den Oberflächengewässer am Beispiel der Wassergewinnungsgebiete Holdorf (LK Vechta) und Hasselt (LK Leer) untersucht. Der Landkreis Vechta hatte schon zu der Zeit erhebliche Probleme mit Nitrateinträgen im Grundwasser, da zwei sehr ungünstige Faktoren zusammen kamen: Zum einen Seite sorgten die sehr hohen Tierbestände für ein Über-angebot an Gülle und zum anderen versickerte die ungenutzte Gülle aufgrund der dort auftretenden Sandschichten sehr schnell in den Boden. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert.

Ganz anders sah es im Landkreis Leer aus. Die Tierbestände waren längst nicht so hoch und die Bodenzusammensetzung - ein Gemisch aus Lehm- und Schluff- und Tonschichten - erschwert den Eintrag von Nitraten ins Grundwasser.  Was aber nicht bedeutet, dass hier keine Nitrateinträge ins Grundwasser zu befürchten sind. Die Nitrateingänge würden sich aber erst nach vielen Jahren wenn nicht nach Jahrzehnte bemerkbar machen.

Da in den benachbarten Landkreisen Vechta und Cloppenburg aufgrund der vielen Großbetriebe ein großes Überangebot an Gülle besteht, werden externe Verteilflächen - wie auch in Ostfriesland -  fieberhaft gesucht.

 

Nitratwerte im Grundwasser steigen ab 2013 wieder an

 

Ein Auszug aus dem NLWKN Bericht 2000 – 2017 vom  Nieders. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

 Bei dieser Untersuchung werden insgesamt 1.331 Grundwasser-messstellen und die Förderbrunnen der Wasserwerke mit einbezogen.

An 88 Standorten wird der EU-Richtwert von 25 mg/l überschritten, wobei 40 Messstellen sehr hohe Nitratwerte (über 50 mg/l) in einer Tiefe von 7 bis 1  m aufweisen.

Die Trendlinie zeigt, dass zwischen den Jahren 2000 und 2012 die Nitratwerte von 45 bis 56 mg/l auf 38 bis 30 mg/l gefallen sind. Aber ab 2012 bis 2017 steigen die Nitratwerte wieder nahezu auf die Werte von 2000 an.

 

Was ist falsch gelaufen ? Die Biogasanlagen wurde wieder verstärkt gefördert und noch mehr Ackerland mit nachwachsenden Pflanzen wie Mais  angebaut.

Auf dieser Karte ist auffällig, dass viele Stellen mit hohen Nitratwerten in den Trinkwassergewinnungsgebieten liegen. Ungewöhnlich, da hier mit  Sicherheit vorsichtiger gedüngt wird.  Aber die Ursache sei, dass sich in diesen Gebieten die meisten Messstellen befinden nach dem Motto: Wo beispielweise im Straßenverkehr die meisten Blitzgeräte stehen, werden auch die meisten Verstöße erfasst. Aber wenn gerade  in Wassereinzugsgebiete hohe Werte gemessen werden, ist es doch ratsam, auch außerhalb dieser Gebiete weitere Messstellen aufzubauen.

Düngeverordnung ein Thema im Rathaus

 

Am 6. November berichteten die Fachleute Heidrun Lübbers und Hinrich Sparinga von der  Düngebehörde in Aurich,  Andreas Roskam von der NLWKN und Frank Müller, Geschäftsführer vom Wasserver-sorgungsverband Overledingen im Rathaus in Rhauderfehn über die neue Düngeverordnung. Rd. 100  interessierte Bürger und Landwirte haben diese Einladung angenommen.

 

In dieser Veranstaltung wurde deutlich, dass für viele Besucher die Gülledüngung ein Reizthema ist. Viele Zuhörer befürchten, dass ihre Gewässer zu stark belastet werden.

Als Frau Lübbers die neue Düngeverordnung  von 2017 erklärte, wurde einem die Komplexität dieser Berechnungen so richtig bewußt.

Ob Gülle, Gärresten oder Mineraldünger – alles muss genau berech-net und dokumentiert werden.

 

 Mehr Import als Export von Gülle in den LK Leer

Aus dem LK Leer werden rd. 44.000 Tonnen Gülle exportiert und rd. 102.000 Tonnen aus den Landkreisen Cloppenburg und Emsland sowie aus Holland wieder importiert – also ein Überschuss von rd. 58.000 Tonnen.  Das sei, erklärte Heidrun Lübbers schon richtig, da der Wirtschaftsdünger genau da eingesetzt werden soll,  wo er  auch gebraucht wird. Hinrich Sparringa versicherte zugleich, dass die Kontrollen auch immer engmaschiger werden.

Landwirt Ottmar Ilchmann, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. ,  hatte seine Zweifel, ob die Transporte von einem Pächter aus einem anderen Landkreis auf gepachteten Flächen im Landkreis Leer auch wirklich richtig erfasst werden.

 

Andreas Roskam bedauerte, dass die Nitratwerte ab den 90er Jahren zunächst gesunken waren, dann aber ab 2012 wieder ansteigen. Die  Ursache sei wohl der Umbruch von rd. 3.000 Hektar Grünland zu Ackerland. Auch Biogasanlagen und Flächenknappheit hätten dafür gesorgt, dass die Böden jetzt noch intensiver genutzt werden.

Schlittschuhzeit ist auch gleich Güllezeit

 

Als im März 2018 die Gewässer nach vielen Jahren wieder einmal zufroren, konnten wir endlich mal wieder die Schlittschuhe auspacken.

Am gleichen Tag fuhren auch Güllefahrzeuge mit einem Emsländer Kennzeichen aufs Land,  um endlich  ihre Güllekeller leer zu pumpen.

Das hatte wahrlich nicht viel  mit einer bedarfsgerechten Düngung zu tun.

 

Aber die Bauern steckten auch in einer Zwickmühle, da sie im Herbst aufgrund der starken Regenfälle die Güllekeller nicht leer fahren konnten. Jetzt,  auf den gefrorenen Boden, war ein befahren der Felder erstmals wieder möglich. Natürlich blieb die Gülle nicht nur auf den Flächen liegen.

 

 

 

 Herbst 2017: Die meisten Felder stehen unter Wasser                    März 2018: Mit dem Bodenfrost geht´s los                         Gülle landet auch in Gräben