Heuernte war früher !

Mit Pferd und Wagen in die Heuernte

In den Sommermonaten war die Heuernte wohl die wichtigste Arbeit, da sonst die Tiere im Winter nichts zu fressen hatten. Im Gegensatz zu heute roch es dann überall auf dem Lande  nach frischem Heu.

Früher musste der Bauer das Gras noch mühselig mit der Sense mähen. Danach hatten vor allem Frauen und Kinder die Aufgabe, das Gras mehrere Tage lang mit einer Forke so lange zu wenden, bis es trocken war.  Dann luden die Männer das Heu auf einen Pferdeanhänger und fuhren damit zum Hof.

 

Mit der Sense mähen war gestern

Unsere Vorfahren hatten es nicht leicht, als sie das Gras noch mit der Sense mähen mussten. Später kam ein Mähwerk mit  Messerbalken zum Einsatz,  das zunächst noch von einem Pferd gezogen wurde. Das Mähwerk bzw. die Messer wurden über die Räder angetrieben. Ab dem 70er Jahren wurde das Pferd von einem kleinen Traktor ersetzt.    

Aber der Messerbalken wurde in den 70er Jahren durch ein Mähwerk mit rotierenden Drehtellern ersetzt. Mit Hilfe der leistungsfähigeren Traktoren und dem Zapfwellenantrieb konnten die Felder jetzt noch schneller abgemäht werden. Dieses Prinziep wird heute noch verwendet, wobei die Mähwerke noch breiter wurden.

 

Mein Vater legte immer großten Wert darauf, erst eine Schneise um das Feld und dann mitten durch das Feld zu mähen, um den Tieren, insbesondere den Rehen, eine bessere Fluchtmöglichkeit zu bieten.

 

Kreiselheuer wenden das Gras

 

Um das frisch gemähte Gras schneller schneller trocknen zu können wurden sog. Heuwender entwickelt, die in der Anfangszeit noch von  Pferden gezogen wurden. Ab ca. 1960 kamen die  Kreiselheuer zum Einsatz, die über die Hydraulik des Traktors angetrieben wurden. Diese Technik der Kreiselheuer ist heute noch im Einsatz.

Um das Gras für die Heupresse in geraden Linien zu bringen kamen Sternradschwader – umgangssprachlich auch Heuma genannt - zum Einsatz. Sie wurden zunächst auch von Pferden und danach von Trak-toren gezogen. Später wurden auch diese Maschinen durch Kreiselschwader ersetzt.

 

Film unter: https://youtu.be/2Ozjnzm-Nxs

 

 

 

 

Loses Heu in Ballen pressen

 

Der größte Fortschritt in der Heuernte war auf unserem Hof die Anschaffung einer Ballenpresse,  da das Heu nicht mehr lose eingeholt werden musste.  Mit der Heupresse konnte ab 1960 das Heu schnell in Ballen gepresst und stapelweise auf einem Anhänger geschichtet werden. Die zuvor eingesetzten Niederdruckpressen wurden 8 Jahre später durch Hochdruckpressen ersetzt, die noch kleinere und somit handlichere Ballen formen konnten. Diese damaligen Heupressen sind zum Teil heute noch im Einsatz, da insbesondere die Pferdebesitzer nach handlichen Heu- und Strohballen nachfragen.  Trotz dieser Technisierung duftete es zu dieser Zeit noch überall auf dem Land nach Heu.  Aber trotz dieser Maschinen war die Arbeit auf einem Bauernhof noch schwer. Erst mussten morgens alle Kühe gemolken waren und danach begann die Feldarbeit beginnen. Auf unserem Hof fuhren wir dann in der Mittagszeit mit aufs Land hinaus um das Heu in Ballen zu pressen (siehe Foto).  Am späten Nachmittag fuhren wir mit den beladenen Anhänger wieder zum Hof zurück. Ich kann mich heute noch gut daran erinnern, wie die beladenen Heuwagen auf den Feldwegen  hin- und herschwankten und wir glücklich waren, wenn alle Anhänger den Hof erreichten. Dann wurden wieder die Kühe gemolken und erst in den Abendstunden konnten die Anhänger mit den Heuballen abgeladen werden. Oftmals kam Arthur, ein Mann und Kinder aus der Nachbarschaft herbei um uns dann beim Entladen zu helfen. Nachbarschaftshilfe wurde in dieser Zeit noch Groß geschrieben und trotz harter Arbeit, hatten wir auch immer Spaß dabei.  Wenn ich heute im Sommer mit dem Fahrrad übers Land fahre und es duftet nach frischem Heu, finde ich es immer wieder schön. Leider passiert es immer seltener.  

 

Film unter: https://youtu.be/CV2tUtocxOA

  

Immer größer, immer schneller

 

 

In 1963 gab es in Westdeutschland 1 Mill. Traktoren. Ab den 30er Jahren bis in 60er lag die Leistung zwischen 25 und 35 PS, ab der 1980er Jahren schon bei 47 PS.  Um auf den Feldern die immer stärker werdenden  Traktoren auch wirtschaftlich einsetzen zu können, wurden ab 1980 bei uns auf dem Fehn,  die kleineren Ländereien im Rahmen einer Flurbereinigung zu immer größeren Flächen zusammengelegt. Das war aber nur möglich, wenn die Landwirte auch bereit waren, einzelne Flächen untereinander zu tauschen. Leider wurden mit der Flurbereinigung auch schöne alte Kanäle durch langweilige Entwässerungsgräben ersetzt. Wir ärgerten uns immer darüber, dass in den Meeden jeder kleine Strauch und Hecke immer sofort entfernt wurde.

Mit der Mechanisierung ging auch die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft stark zurück. Der Beruf des Bauern wandelt sich von einer naturnahen Arbeit  in einen technischen Beruf um.    


Silage   statt   Heu

 

Die Heuernte wird auf dem Lande kaum noch praktiziert. Ab 1980 setzt sich in der Landwirtschaft, wie auch auf unserem Hof,  die Gras- und Maissilage immer mehr durch. Mit der Silage  konnte schneller und wetterunabhängiger gearbeitet werden.

Aber die Umstellung auf Silage hat auch auch seine Schattenseiten, da sie auch zum Rückgang der Artenvielfalt beiträgt.  Auf den Wiesen haben die Blumen in der heutigen Landwirtschaft einfach keine Chance mehr zum Wachsen, da die Felder  4 bis 5 mal pro Jahr abgemäht werden.

Ein großer Vorteil bei der Silage ist, dass das Gras im Gegensatz zu Heu,  nicht getrocknet werden muss. Mittels eines Feldhäcksler und Ladewagen wird das Mähgut auf dem Feld aufgenommen und anschließend auf einer Betonplatte verteilt. Die Verdichtung übernehmen die Traktoren. Zum Abschluss wird die Silage dann mit Siloplanen luftdicht abgedeckt. Bei den heutigen Milchbetrieben ist die Maissilage neben der Grassilage das am meisten genutzte Grundfutter.  Aber die Maissilage wird zudem auch gerne als Rohstoff  für die Biogasanlagen als Monokultur angebaut. 

Überall auf dem Lande sind auch in Folie eingewickelte Siloballen zu sehen.  Hier werden die frischen Gräser mit Ballenpressen verdichtet und zugleich mit einem Ballenwickelgerät mit Folie verschlossen. Das hat den Vorteil, dass die Ballen auf den Feldern verbleiben und später abtransportiert werden.

 

Film über Ballen in Folie wickeln:  https://youtu.be/seTgs-5EGqM

 

 

Die Traktoren werden immer größer und leistungsfähiger

Von der Sichel bis zum Mähdrescher

 

Bis zum Einsatz der Dreschmaschinen musste das Getreide noch von Hand mit einer Sichel geschnitten und zu Garben gebunden werden. In der Scheune wurde das Korn mit Dreschflegeln herausgeschlagen. Als Kind kann  ich mich noch an einer riesigen Dreschmaschine erinnern, die über einen langen Antriebsriemen von einem Lanz-Bulldog angetrieben wurde. Alle Landwirte aus der Umgebung fuhren zu einem Bauern in Neufehn, um ihr Getriede dort dreschen zu lassen.  Das Korn wurde dann zum trocknen auf dem Dachboden gebracht, wo es immer wieder mit Hilfe einer Schaufel umgeschichtet werden musste.

Später, ab 1970 übernahmen die Mähdrescher die Arbeit, denn sie konnten das Getreide gleich auf dem Feld bearbeiten.   Mit einer Hochdruckpresse wurde das  auf dem Boden liegende Stroh in Ballen gepresst und zum Hof gefahren. Das Stroh diente im Winter in den Ställen als Einstreu für die Tiere, damit diese nicht auf den kalten Steinboden liegen mussten. Ein weitere Vorteil von Einstreu war, dass er sich mit dem Dung vermischte und somit für die Feldern einen  hervorragender Dünger ergab. Dieses Stroh als Einstreu verhindert, dass auf dem Feld die Nährstoffe sofort freigesetzt wurden. Das ist gegenüber der flüssigen Gülle ein wesentlicher Vorteil.

 

Film: https://www.youtube.com/watch?v=IK0jcWUjvPY

      

 

Digitale Überwachung in den Ställen

 

Die noch auf dem Fehn verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebe werden zukünftig nicht nur größer sondern auch immer mehr mit Informations- und Kommunikationstechniken arbeiten.

In der Zukunft werden die Milchkühe von automatisierten Melkroboter gemolken. Sensoren überwachen die Bewegungsabläufe der Kühe. Sobald eine Kuh ein außergewöhnliches Verhalten zeigt, sendet ein Überwachungssystem eine Nachricht auf das Handy des Landwirten. Ohne die Tiere selbst zu beobachten, kann er  damit evtl. auftretende Krankheiten frühzeitig erkennen und behandeln. Precision Livestock Farming wird das System zum Wohl der Tiere genannt.

Mir persönlich wäre es lieber, wenn der Bauer seine Tiere mit eigenen Augen beobachtet und es keiner Maschine überläßt. Aber ab einer einer Tierzahl von 50 Kühen, versicherte mir ein Landwirt, ist es kaum noch möglich,  einen guten Überblick zu halten.

In meiner Kindheit sprachen meine Eltern alle Tiere mit ihren Namen an. Und das schöne war, die Tiere reagierten auch auf  ihren Namen.  Sie konnten auf dem Feld ohne Probleme direkt herbeigerufen werden. Aber natürlich kamen auch die anderen Tiere angelaufen, weil alle Kühe von Natur sehr, sehr  neugierig sind. Beim Angeln habe ich schon oft erlebt, dass eine ganze Herde von Kühen sich solange um mich versammelt haben,  bis sie auch wirklich alles genau beobachtet und beschnüffelt hatten.  Wenn du in so einer Situation kommst, bleib einfach ruhig sitzen. Es gibt kaum friedlichere Tiere als unsere heimischen Kühe.  Und die Tiere haben ein wahrhaft gutes Gedächtnis. Als Kinder hatten wir öfters mal einen Apfel in der Tasche, die wir dann einer Kuh reichten.  Ein Jahr später, wir hatten daran gar nicht mehr gedacht, beschnüffelte die Kuh unsere Hosentasche, ob wir wohl wieder einen Apfel dabei haben!  

 

Die fortschreitende Modernisierung und Digitalisierung der Landwirtschaft kennt keine Grenzen

 

Schon heute steuern  Computer die modernen Fütterungssysteme, damit die Tiere eine optimale Fütterung bekommen. Auf den Feldern suchen GPS gesteuerte Erntefahrzeuge die optimalen Fahrwege um möglichst wenig Treibstoff zu verbrauchen.

Sensoren an den Maschinen werden genau berechnen,  wieviel Dünger und Pflanzenschutzmittel die einzelnen Pflanzen brauchen.

Brillen mit einer eingebauter Kamera sollen helfen,  Ktrankheiten auf Pflanzen sofort zu erkennen.

Drohnen mit Infrarotkameras überfliegen vor dem Mähen die Felder und warnen den Landwirten, wenn sich im Feld noch Wildtiere verstecken.

Laut einer EU-Studie kann die Digitalisierung dazu beitragen, rd. 80 % der Herbizide einzusparen, da robotergesteuerte Maschinen die Unkräuter ganz gezielt aus dem Boden herausreißen können.

 

Das alles sind Fortschritte, die sich letztlich nur größere Betriebe leisten können um noch effizienter arbeiten können.  Eines ist sicher, der technische Fortschritt wird sich nicht aufhalten lassen und der Landwirt wird zukünftig immer mehr Zeit im Büro verbringen. Solange die Technik auch funktioniert.

 

 

Alte und moderne Traktoren

Film Abfahrt mit Lanz Bulldog:   https://youtu.be/l4n8OIXR1CA