Kühe gehören auf die Weide !

Rinder auf der Weide beobachten 

 

Ist euch schon aufgefallen, wenn wenige Kühe oder Rinder zusammen auf der Weide liegen, dass  mindestens ein Tier in jede Himmelsrichtung schaut? Liegt es vielleicht daran, dass die Tiere einem Urinstinkt folgen, damit sich kein Raubtier unbemerkt anschleichen kann?  Die heutigen Rinder diese „Info“  noch immer in sich tragen? Andererseits haben Forscher der Universität Duisburg-Essen aber beobachtet, dass die Huftiere nahezu auf der ganzen Welt mit Vorliebe in Nord-Süd-Richtung fressen und schlafen.  

 

Generell dürfen wir die Tiere nicht unterschätzen, da jedes einzelne Tier auch eine  gewisse Persönlichkeit besitzt. Und dumm sind sie keineswegs. Als Kind war ich immer wieder erstaunt, wie schnell manche Tiere es verstanden haben, einen komplizierten Riegel zu öffnen um an noch mehr Futter zu kommen. Oder wenn im Winter die Tiere wieder auf die Ställe kamen und noch immer wussten, wo und mit welcher Kuh sie Monate zuvor gestanden haben. Es ist also schon wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse einzelner  Tiere immer Rücksicht zu nehmen.

August 2023

 

Weideauftrieb auf dem Hof Hilbrands

 

Auch in diesem Jahr kommen auf dem Hof Hilbrands in Leer-Loga die Tiere wieder auf die Weide !

Video

 

 

März 2022

Die ersten Schritte eines Kuhkalbes haben ein Freund und ich auf einer Weide in Leer gesehen.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=vqjie2nVaP0

 

 

Hier noch ein Video vom Weideauftrieb im Frühjahr. Die Lebensfreude der Kühe ist dabei förmlich zu spüren:

https://youtu.be/fLCM2RjZSuE

 

Milchtankstelle in Leer-Loga mit frischer Milch direkt von der Weide 

 

Wer frische Weidemilch und diese auch gleich vor Ort einkaufen möchte, kommt an der Milchtankstelle beim Hof Hilbrands in der Nähe der Evenburg in Leer-Loga nicht vorbei. Hier bekomme ich als Verbraucher echte Weidemilch in höchster Qualität und der Landwirt erhält mit  einem Euro pro Liter Milch mal einen fairen Preis für seine ganze Arbeit. Für mich Gründe genug, den Milchtankstellenbetreiber Ingo Hilbrands anzurufen und um einen Termin zu bitten.

 

Dann, an einem Sonntagmorgen, am 18. April um 8.30 Uhr ist es dann soweit. Ingo Hilbrands ist auch sonntags ab 6.00 Uhr früh auf den Beinen und hat seine 100 Milchkühe inzwischen schon alle gemolken. Bevor wir uns seinen Hof anschauen, muss er aber zuvor noch seine Milchtankstelle mit frischer Milch versorgen. 

 

Alle 2 Tage wird der Milchbehälter in der Tankstelle ausgetauscht, gereinigt und wieder mit frisch gekühlter Milch aufgefüllt.  Die Milch, die heute in der Milchtankstelle umgefüllt wird,  ist keine Stunde alt - noch frischer geht es wirklich nicht. In der Milchtankstelle selbst werden neben der gesunden Weidemilch auch frische Eier und einige Snacks angeboten.

 

Danach laufen wir zum Stall hinüber und schauen uns seine Tiere an. Im Laufe des Gespräches wird mir schnell klar, dass Ingo Hilbrands mit Leib und Seele Landwirt ist und seinen Tieren höchste Wertschätzung entgegenbringt. Und die Tiere haben es auch gut bei Ingo Hilbrands. Sobald der Sommer da ist,  dürfen sie jeden Tag die Freiheit auf der großen Weide genießen. Die Tür zur Weide steht immer auf. Das ist für den Hofbetrieb auch kein Problem, weil es um den Hof herum ausreichende Weideflächen gibt. Damit werden die Vorgaben für Weidemilch, die einen Weideauftrieb  an mindestens 120 Tagen mit je 6 Stunden fordern,  auf diesem Hof allemal übertroffen.

Sobald das Scheunentor geöffnet wird setzt sich die ganze Herde allmählich in Bewegung und die Tiere laufen in Reih und Glied auf die Weide. Das Bild erinnert mich ein wenig an einen Westernfilm, wenn die Kavallerie ein Fort verlässt. Als letzte Woche der jährliche Weideauftrieb stattfand, so Ingo Hilbrands, führten die Kühe, ob jung oder alt noch regelrechte Freudentänze auf und man konnte ihre Lebensfreude so richtig hautnah miterleben.

 

 

Es ist insgesamt ein sehr gepflegter Hof mit vielen schönen Details, die man beim Rundgang nach und nach entdecken kann. Oben auf dem Dach ist eine Kuh als Windfahne zu sehen, vorne am Giebel ist der Name des Hofes angebracht, überall an den Wänden und in den Bäumen hängen Nistkästen, alte landwirtschaftliche Ackergeräte werden nicht als Metall entsorgt sondern ausgestellt und vieles mehr.  

 

Es gibt Auszeichnungen für Bauernhöfe, weil ihre Kühe im Durchschnitt pro Jahr über 10.000 Liter Milch geben. Aber ganz ehrlich, da ist mir doch so ein Hof, wo die Tiere noch frei auf der Weide laufen können und somit auch etwas weniger Milch liefern und die Tiere selbst im hohen Alter noch ein Gnadenbrot erhalten doch allemal lieber.

 

 

Ich kann sagen, auf diesem Hof bekommt jeder Kunde noch seine Milch in höchster Qualität angeboten. Und weil die Tiere auf der Weide laufen fördert es damit  nicht nur die Gesundheit der Milchkühe sondern und trägt gleichzeitig zur Erhalt der Artenvielfalt in der Natur bei.

 

Anbei  noch ein paar weitere schöne Aufnahmen vom Hof Hilbrands in Leer-Loga

April 2021

 

 

 

Jeder zweite Bauer musste in Ostfriesland seinen Hof aufgeben

 

Allein in den Letzten 20 Jahren musste jeder zweite ostfriesische Landwirt seinen Hof aufgegeben. In der Regel trifft es immer die kleinen bäuerlichen Familienbetriebe. Wie viele Tragödien und Leid sich auf den Höfen zugetragen haben,  kann man nur erahnen und nicht in Zahlen wiedergeben. Noch gibt es in Ostfriesland rd. 2.000 Milchbetriebe. Aber wenn das Höfesterben so weiter geht - und danach sieht es trotz aller Versprechen der Politik aus - wird es zukünftig nur noch wenige industrieell geführte Großbetriebe geben. Angesichts der hohen Viehbestände ist es für diese Betriebe dann einfacher, die Milchkühe nur noch ganzjährig in den Ställen zu sperren. Und um dann noch mehr Milch aus der Kuh herausholen zu können,  erhalten die Tiere portionsweise Kraftfutter mit Soja aus den gerodeten Regenwäldern in Südamerika. Das muss ein Ende haben !

Aber den Landwirten alles in die Schuhe zu schieben ist nicht fair. Die Betriebe stehen noch immer unter einem enormen wirtschaftlichen Druck. Insbesondere die kleinen bäuerlichen Familienbetriebe, die ihre Milchkühe noch auf grünen Wiesen grasen lassen,  kämpfen tagtäglich um ihr Überleben und verdienen unseren höchsten Respekt. Wir sollten diese Bauern zumindest mit dem Kauf von Weidemilch unterstützen. Auf die Politiker in Niedersachsen können sich die kleinen Hofbetreiber bislang nicht verlassen !  

 

Laut  einer von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie hat die Weidehaltung von Milchkühen viele Vorteile. Zum einen enthält die Milch höhere Anteile an Omega-3- und Omega-6- Fettsäuren. Diese Fettsäuren, so die Studie weiter,  fördern die Gesundheit,  da sie u.a. blutdruck-senkende und bei rheumatischen Erkrankungen entzündungshemmende Eigenschaften besitzen sollen. Damit die Milch als Weidemilch verkauft werden darf, muss die Kuh an mindestens an 120 Tagen für 6 Stunden auf einer Weide grasen. I

Als ich im letzten Jahr einen Weideauftrieb auf einem Bauernhof besuchte und die freigelassenen Tiere auf der Weide tobten, sagte: eine Frau neben mir: "Welche eine Lebensfreude die Tiere hier an den Tag legen - das sollte jeder mal gesehen haben..... “  

Filme von einem Weideauftrieb:   https://www.youtube.com/watch?v=_JVe_sxcFvk

                                                             https://www.youtube.com/watch?v=Z8-xnYVb4RE

 

 

Systemanalyse Milch: Kühe wollen auf die Weide 

 

Ein vom Nieders. Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördertes Projekt „Systemanalyse Milch“ soll untersuchen, wo die Vor- und Nachteile einer Weidehaltung gegenüber einer ganzjährigen Stallhaltung liegen. Das Grünland-zentrum Niedersachsen/Bremen sowie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Universität Göttingen legen jetzt nach fast 5 jähriger Tätigkeit ihre ersten Ergebnisse vor.

Zunächst hat die Forschungsgruppe 60 landwirtschaftliche Betriebe in 4 Gruppen aufgeteilt. Die Bandbreite umfasst Betriebe, die ihre Milchkühe 10 Std. am Tag auf eine Weide bringen bis hin zur ganzjährigen Stallhaltung.

Erste Projektergebnisse haben ergeben,  dass die Tiere mit Weidehaltung im Sommer hinsichtlich des Tierwohls besser abschneiden als die Betriebe mit reiner Stallhaltung. Die Tiere auf der Weide haben weitaus weniger Klauenprobleme und verbringen von sich aus die meiste Zeit im Freien. Nicht überraschend dürfte sein, so die Studie,  dass die Milchleistung bei ganzjähriger Stallhaltung höher ist.  Aber beide Haltungen, sowohl Weide- als auch Stallhaltung,  können wirtschaftlich betrieben werden.

Milchkühe auf der Weide beim Fressen: https://youtu.be/Jm6BH31oFxw

 

 

 

Politik und Weidehaltung in Hesel - Viel heiße Luft  ! 

In Hesel diskutierten am 28. November 2019 rd. 80 interessierte Zuhörer und Politiker verschiedener Parteien über die Nichtzahlung einer Weideprämie für Landwirte in Niedersachsen. Alle Parteien würden es begrüßen, wenn die Landwirte ihre Milchkühe auf der Weide halten, wenn nicht das liebe Geld fehlen würde.

Karin Logemann von der SPD kämpfte nach eigenen Worten bis zuletzt, konnte sich aber gegen die CDU-"Stallministerin"  Otte-Kinast nicht durchsetzen. Aber sonst würde sich die Ministerin Kinast, schob Karin Logemann hinterher, für alle Themen sehr interessiert ein-setzen. Nun gut.  Fakt ist: Hier hat sich die  SPD leider nicht durch-setzen müssen, trotz  eines Ministerpräsidenten Weil von der SPD.

Helmut Damman-Tamke von der CDU wies darauf hin, dass das Geld nicht beantragt worden wäre. Hermann Grube von der FDP warf der rot-schwarzen Regierung vor, dass die Landwirtschaft nur eine unter-geordnete Rolle einnehme. Trotz sprudelnder Steuereinnahmen käme der Landwirtschaft kaum etwas zu Gute. Miriam Staudte von den Grünen verwies zumindest darauf, dass die Herkunft der Milch klar zu Kennzeichen ist. Damit könnte man auch tieregerechte Haltungsformen wie die Weidehaltung unterstützen. Aber das ganze würde ja von der CDU blockiert werden. Der Moderator Peter Habbena vom BDM betonte etwas verärgert, die Prämie hätte die Landwirte  nicht reich gemacht, aber sie hätten zumindest diese Anerkennung verdient.  Die Landwirte unter den Zuschauern zeigten sich enttäuscht und forderten von der Politik mehr Ehrlichkeit.   

Zusammenfassend kann ich nach dieser Veranstaltung sagen, dass unter dieser Landesregierung in puncto Weidehaltung keine Bes-serung zu erwarten ist. Ein schwarzer Tag für die Artenvielfalt in der Natur und ein Imageverlust für die Landwirtschaft, da laut Umfragen nur wenige Bürger die ganzjährige Stallhaltung für gut halten.  Im Grunde genommen, das habe ich auch auf der Veranstaltung bemängelt, haben diese öffentlichen Diskussionen um die Weideprämie den Landwirten am Ende nur geschadet. Von einer guten  Idee zum Wohle der Tiere,  bleibt am Ende wieder ein-mal nur heiße Luft übrig. Etwas typisch für Niedersachsen !  

Foto von rechts nach links:

Miriam Staudte von den Grünen forderte eine klare Kennzeichnung der Lebensmittel. Hermann Grube von der FDP fordert mehr Unter-stützung für die Landwirtschaft. Laut Helmut Damman-Tamke von der CDU läge kein Antrag für eine Weideprämie vor und Karin Logemann von der SPD konnte sich nicht durchsetzen !

 

Die leeren Versprechungen aus der Politik

Die Agrarpolitik in Niedersachsen setzt sich zu wenig für die kleineren,  leidgeprüften Hofbesitzer ein.  Noch im Oktober 2015 verkündete der damalige Landwirtschaftsminister Christian Meyer von den Grünen mit voller Überzeugungskraft:  Die Gesellschaft will  mehrheitlich die Kühe auf der Weide sehen. Rd.  30 Mill. Euro sollen alle Milchbauern erhalten, die ihre Kühe  noch auf die Weide lassen und nicht das ganze Jahr in einem Stall einsperren.

Aber es kam alles anders: Die Grünen verloren dieses Ministerium und eine CDU Ministerin Otte Kinast aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Ganzjahreshaltung übernahm das Ruder. Und die denkt gar nicht daran, dieses Versprechen an die Bauern umzusetzen. Zuvor schon hatte die CDU in der  Agrarpolitik wenig Glück. Denn Ende 2010 musste die damalige  „Putenministerin“ im Amt zurücktreten. Tierschützer hatten unschönes Videomaterial aus ihrem Putenmastbetrieb veröffentlicht.

Es stellt sich auch die  Frage: Warum die SPD im Koalitionsvertrag die Zahlung einer Weideprämie nicht gleich mit ausgehandelt hat? Aber die neue "Stallministerin" der CDU setzt noch einen drauf:  Statt Milchkühe auf Weideland möchte die Agrarministerin Otte-Kinast lieber mit 10 Millionen Euro  den Bau von Güllelager fördern. Also noch mehr Gülle und das bei einem Gülleüberschuß von  rd.  rd. 1,4 Millionen Kubikmeter - allein im Weser-Ems-Gebiet.